23. Februar 2021

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Online-Prüfungen im Herbstsemester: Ein Blick zurück (und einer nach vorn)

Online-Prüfungen im Herbstsemester: Ein Blick zurück (und einer nach vorn)

Die Prüfungssession des HS20 liegt hinter uns. Im Rucksack eine Vielzahl an Erfolgserlebnissen und Learnings, werfen wir einen Blick zurück und machen uns ans Sortieren und Aufbereiten für die nächsten Prüfungen.

Bereits früh im Jahr 2020 zeichnet sich ab, dass zumindest ein Teil der Prüfungen im Herbstsemester wegen Corona online stattfinden muss. Als es im Herbst schliesslich feststeht, weiss niemand so genau, was auf ihn oder sie zukommt: Lassen sich Prüfungen – schriftlich oder mündlich – überhaupt ausschliesslich online durchführen? Welche Dienste stehen zur Verfügung und funktionieren diese auch zuverlässig? Wie meistert man die technischen Herausforderungen und wo bekommt man Unterstützung?

Die Vorbereitungsphase

Schnell wird klar: Die Konzeptionierung und Planung ist anspruchsvoll, fordert Kreativität und die Bereitschaft umzudenken, um bewährte Formate an technische Möglichkeiten und rechtliche Rahmenbedingungen im rein virtuellen Setting anpassen zu können. Die Klärung der Frage nach geeigneten Werkzeugen und Tools ist ebenso herausfordernd wie die Umsetzung der konkreten Aufgabenstellungen, die Wahl der Abgabekanäle oder die Kommunikation und die Planung des Umgangs mit möglichen technischen Pannen. Im Zusammenspiel von Dozierenden und DigiLeB nehmen die Pläne nach und nach konkrete Züge an.

Die von der PHBern bereits unterstützten Applikationen beweisen ihren Wert und lassen vielfältige digitale Prüfungsformate zu: 

Dank dem kurz vor Jahresende abgeschlossenen Rahmenvertrag mit SWITCH wird Zoom neben Teams zum offiziell zugelassenen Kommunikationskanal während und für Prüfungen. In ILIAS stellen sich die Objekte "Übung" und "Test" als für Prüfungen geeignet heraus.

Die Durchführung: Herausforderungen, Lösungen und Ideen

Während der Durchführungen zeigt sich, dass eine zentrale Sorge zerstreut werden kann: Die Technik macht mit. Die verwendeten Dienste bleiben stabil und es kommt nur zu wenigen Pannen. Die meisten davon lassen sich auf Netzwerkstörungen, Verhalten oder Geräte der Prüfungskandidat*innen oder Fehler bei den Einstellungen der verwendeten Dienste zurückführen. Der Live-Support durch die DigiLeB und die Services Informatik kann in den meisten Fällen weiterhelfen; nur zwei Mal reagiert er nicht rechtzeitig und zeigt damit, wie sehr die Prüfungssession für alle Beteiligten eine Lernphase ist.

Nach und nach kristallisiert sich heraus, was sich in verschiedenen Prüfungsszenarien in der Praxis bewährt:

So beweist sich etwa der Wert eines Testlaufs für jedes Setting und das Bereithalten einer Backuplösung: Beispiele sind E-Mail als alternativer Abgabekanal oder auch alternative Prüfungstermine, allenfalls vor Ort, für den Fall, dass jemand unerwartet gar keinen Zugang zur Prüfung hat oder diesen verliert. Als hilfreich stellen sich zudem offene Supportkanäle heraus: Selbst bei einer schriftlichen Prüfung bewährt es sich, mit allen Studierenden via Zoom oder Teams online zu sein, um schnell auf Probleme und Pannen reagieren zu können.

Eine Knacknuss für die Konzeption und die Durchführung ist die Tatsache, dass in reinen Online-Prüfungen, ob schriftlich oder mündlich, weniger kontrolliert werden kann. Sowohl der Zugang zu Informationen, wie auch die Kommunikation unter den Kandidat*innen sind weder streng kontrollierbar noch verhinderbar. Diese Tatsache erschwert das Prüfen, insbesondere bei Formen niedriger Taxonomiestufen. Völlig lösen lässt sich dieses Problem nur mit offenen Formen von Leistungsnachweisen – die aber aus Ressourcengründen nicht immer möglich sind. Wie sich gezeigt hat, kann die Problematik immerhin ein wenig entschärft werden, etwa durch ein geeignetes Setting (z.B. Open-Book-Prüfungen) oder auch mithilfe technischer Lösungen (z.B. zufällig zusammengestellte Fragensets aus Fragenpools im Testobjekt von ILIAS). Aus Rückmeldungen von Dozierenden  geht allerdings hervor, dass Studierende vereinzelt auch diese Hürden zu umgehen wussten. So wurden etwa in Freitextaufgaben vorbereitete Textblöcke hineinkopiert oder in Open-Book-Prüfungen  offenbar von mehreren Studierenden identisches Vorbereitungsmaterial genutzt. 

In gewissen Fachbereichen scheinen Distance Learning und Prüfungen auf den ersten Blick besonders schwer umsetzbar. Auch hier finden sich aber elegante Lösungen. So sind etwa im Bereich Sport produktbezogene Prüfungen, wie zum Beispiel Kompetenznachweise, durch den Upload eines Videos in eine ILIAS-Übung, relativ einfach umsetzen. Eine sorgfältige technische Einführung der Studierenden in niederschwellige Medienproduktion mit vorhandenen Mitteln macht sich hier bezahlt.

Spannend ist auch der Mix aus digitalen und analogen Medien in Mathematikprüfungen. Die Aufgabenstellungen werden digital übermittelt, die eigentliche Prüfung findet dann aber auf Papier statt, das abgelichtet und digital zusammengefügt als PDF abgegeben wird. Auch hier ist eine rechtzeitige und transparente Information zum Vorgehen zwingend, damit sich Studierende auch digitaltechnisch auf die Prüfung vorbereiten können.

Wie geht es weiter?

Von vielen Dozierenden waren die Rückmeldungen zu den Prüfungen positiv. Prüfungsmodelle mit digitalen Bestandteilen dürften sich also längerfristig etablieren – und dies sowohl online als auch offline. Die Dynamik der digitalen Entwicklung muss aber offenlassen, welche Formen sich durchsetzen werden und welche Infrastruktur dafür zur Verfügung stehen soll.

Die Krise hat zudem geholfen, ein bekanntes Problem neu in den Blick zu nehmen: Nämlich die grundsätzliche Frage zur Sinnhaftigkeit und Machbarkeit Klausur-ähnlicher Prüfungen in Bezug auf Kompetenzförderung und -abbildung. Initiativen wie das "Institut für zeitgemäße Prüfungskultur" versuchen, Leistungsnachweise kreativ neu zu denken. Eine Entwicklung, die die DigiLeB interessiert verfolgt.

Für die nahe Zukunft gilt aber vor allem: Die DigiLeB ist bereit, die nächste(n) Prüfungssession(en) an der PHBern weiter zu unterstützen. Die bereits bestehenden Checklisten und Begleitangebote zur Prüfungsvorbereitung und -durchführung werden auf Basis von Rückmeldungen aus den Instituten überarbeitet.

Wer selbst Feedback geben möchte oder eine Terminanfrage für Hilfestellung bei der Konzipierung von Online-Prüfungen wünscht, kann sich jederzeit per Mail an digileb@phbern.ch wenden. Wer sich dagegen lieber mit anderen über Erfahrungen zum Thema austauschen möchte, darf hierfür auch gerne das Forum Hochschullehre nutzen.


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