18. Mai 2021

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Liberating Structures – Kreatives für den Home-Office-Trott und Lehrveranstaltungen im Distance Learning

Liberating Structures – Kreatives für den Home-Office-Trott und Lehrveranstaltungen im Distance Learning

Mittlerweile sind die meisten von uns im Zoom- und Teams-Meeting-Alltag angekommen und die technischen Herausforderung werden weniger. Zeit, sich der methodischen Anreicherung von Meetings und Lehrveranstaltungen in Zeiten von Home-Office und Distance Learning zu widmen.

In einem Workshop mit Nadia von Holzen und ihrer Kollegin Corinne Sprecher, habe ich einen spannenden Einblick in die Welt der Liberating Structures erhalten und die Vorteile selbst erfahren dürfen. Die von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz gesammelten Liberating Structures sind über 30 (spielerische) Methoden, welche die Beteiligung und Kollaboration innerhalb einer Gruppe fördern. Aufgrund der Aktivierung durch diese Methoden werden alle Teilnehmenden zum Mitdenken angeregt und am Weiterentwickeln und der Lösungsfindung beteiligt.

Von der Mad Tea Party zu 1-2-4-All - Klingt kompliziert, ist es aber nicht

Die Methoden zur Aktivierung und Beteiligung aller Teammitglieder oder Teilnehmenden sind leicht zu erlernen und ermöglichen eine rasche Veränderung der Zusammenarbeit von Menschen:

“Liberating Structures führen kleine Veränderungen in die Art und Weise ein, wie wir uns besprechen, planen, entscheiden und zueinander in Verbindung stehen. Die innovative Kraft, die einst nur den Experten vorbehalten war, wird nun in die Hände Aller gelegt.” Henri Lipmanowicz

So startete der Workshop mit einer Mad Tea Party, für welche in der Online-Version der Chat wunderbar genutzt werden kann. Die Workshopleitung stellt dafür eine Frage in Grossbuchstaben in den Chat und bittet alle Teilnehmenden ihre Antwort zu tippen. Nach ca. einer halben Minute senden dann alle ihre Antworten zeitgleich ab. Im Chat entsteht somit eine spannende Sammlung an Antworten und Ideen, welche im Anschluss in einigen Minuten - gemeinsam oder jeder für sich - durchgegangen werden kann. Die Fragen lassen sich durch die Grossbuchstaben gut von den Antworten unterscheiden und strukturieren die Sammlung. Wie diese, sich noch in der Entwicklung befindliche Liberating Structure (LS) gewinnbringend genutzt werden kann und weshalb sie so grossen Anklang findet, beschreibt Nadia hier auf ihrem Blog. Die Tea Party kann auch gut als lockerer Einstieg in ein Meeting oder Seminar genutzt werden, um die Teilnehmenden zu aktivieren und erste Konversationen entstehen zu lassen. Die Bandbreite geeigneter Fragen ist gross und reicht von "Was ist eigentlich dein Lieblingsessen?” über "Welches Buch hast du als letztes gelesen?" hin zu "An welchem Ort wärst du gerade am liebsten?". Nachdem alle ihre Antworten abgeschickt haben, kann der Sender des ersten, im Chat erschienen, Kommentars beginnen und dann den "Redestab" an den Sender des nächsten Kommentars weitergeben usw. 

Als nächstes durften wir die LS Impromptu Networking anhand der Fragestellung "Was beschäftigt / bewegt mich am meisten, wenn ich an meine Online-Meetings denke?", ausprobieren. Innerhalb von drei Runden hat man in verschiedenen Paarkonstellationen jeweils vier bis fünf Minuten Zeit, sich zu einer Frage- oder Problemstellung auszutauschen. Auch das Impromptu Networking ist eine gute Möglichkeit, sich für ein Online-Meeting aufzuwärmen und erste Kontakte zu knüpfen bzw. kurz in direkten Kontakt und Austausch mit Kolleginnen und Kollegen zu kommen. Darüber hinaus lassen sich die eigenen Antworten zu komplexeren Problem- oder Fragestellungen innerhalb der verschiedenen Runden weiterentwickeln oder verfestigen. Wer sich noch mehr Input zu "Eisbrechern" in virtuellen Settings holen möchte, findet hier weitere interessante und leicht umzusetzende Anregungen. 

Ausserdem eine gewinnbringende LS, um innerhalb einer Gruppe ein Problem anzugehen, ist 1-2-4-All. Innerhalb von 12 Minuten können durch diese LS alle Teilnehmenden in das Generieren von Ideen einbezogen werden. Man beginnt mit einer Minute, in welcher sich jeder alleine Gedanken zu einer Frage- oder Problemstellung macht und notiert, wechselt dann für zwei Minuten in den Austausch zu zweit. Es folgen ein vierminütiger Austausch zu viert und anschliessend das Vorstellen der "besten" Idee jeder Gruppe im Plenum für fünf Minuten. 1-2-4-All ermöglicht es, jeden zu Wort kommen zu lassen – sei es im geschützteren Rahmen zu zweit oder viert oder schlussendlich in der gesamten Gruppe. Es eignet sich nicht nur zu Beginn eines Problemlöseprozesses, sondern kann auch spontan als Rettung in stockenden Diskussionen eingesetzt werden.

Warum also Liberating Structures? - Durch soziale Interaktion zu mehr Motivation und Eingebundenheit

Diesen März hat sich nicht nur der Beginn der Pandemie gejährt, sondern auch unser Sprung ins kalte Wasser des Home-Office- und Distance Learning-Alltags. Wir hatten in unseren Fundstücken im Netz im März und April bereits einige Beiträge zu Themen verlinkt, welche nun in den Fokus gerückt sind: Was machen die ständigen Videocalls eigentlich mit uns? Wie können wir Studierende motivieren, auch in Online-Settings bei der Sache zu bleiben? Welche Rolle spielt dabei die soziale Eingebundenheit und wie schaffen wir den Beziehungsaufbau? 

Wichtig scheint, dass wir versuchen, uns mit Kollegen und Kolleginnen sowie Studierenden auf eine Art und Weise zu vernetzen und auszutauschen, in der jeder gesehen und gehört wird, ohne sich exponieren zu müssen. Die Liberating Structures bieten Methoden, die mit wenig Aufwand umgesetzt werden und trotzdem einen grossen Beitrag leisten können: Durch das Vorgeben eines (minimalen) Rahmens, können neue oder bestehende Gruppen näher zusammengebracht werden, jeder einzelne wird aktiviert, kann zu Wort kommen und wird in den Problemlöseprozess einbezogen.

Wem das jetzt zu beschönigend klingt, der sei an dieser Stelle beruhigt: Auch LS ist kein Allheilmittel und bedarf ein bisschen Übung, um Strukturen aufbrechen und stockende Meetings und Seminare auflockern zu können. Neben den LS gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Sammlungen von Tipps und Methoden dafür (z.B diese von Monika Schlatter oder dieses padlet der Hochschule Luzern). Einen Versuch, frischen Wind und neue Motivation in unseren (Online-)Alltag zu bringen, ist es in jedem Fall wert!


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